Stomachion

 

 

 

Das Vierfarbenproblem

Die „Vier-Farben-Vermutung“ oder das „Vier-Farben-Problem“ wurde erstmals 1852 von dem südafrikanischen Mathematiker Francis Guthrie (1831-1899) formuliert, als er in einer Karte die Grafschaften von England so einfärben wollte, dass keine zwei angrenzenden Flächen die gleiche Farbe erhielten. Es war offensichtlich, dass drei Farben dafür nicht ausreichten. Andererseits konnte er kein Beispiel konstruieren, bei dem man fünf Farben benötigte. Aber ist das tatsächlich immer so, das heisst, lässt sich mathematisch beweisen, dass vier Farben ausreichen, gleichgültig welche Formen und Größen die Flächen haben?

Obwohl sich viele Mathematiker an dem Problem versuchten, dauerte es 124 Jahre bis 1976 von den amerikanischen Mathematikern Kenneth Appel und Wolfgang Haken mit Hilfe eines Computers ein Beweis gefunden wurde, der die Anzahl der problematischen Fälle von unendlich auf letztlich 1.476 reduzierte. Und erst 2004 konnte mit Hilfe eines Softwareprogrammes namens „Coq“ ein formaler Beweis konstruiert werden, der eine Überprüfung verbleidender Einzelfälle überflüssig machte.

Der Vier-Farben-Satz war das erste große mathematische Problem, das mit Hilfe von Computern gelöst wurde. Allerdings wurde der Beweis von einigen Mathematikern nicht anerkannt, da er nicht direkt durch einen Menschen nachvollzogen werden kann und man sich auf die Korrektheit des Compilers und der Hardware verlassen muss. Auch die mathematische Eleganz des Beweises wurde kritisiert: Ein guter Beweis lese sich wie ein Gedicht – dieser sehe aus wie ein Telefonbuch.

Lösung des Eternity-Puzzle in Vierfarbendarstellung. Auch der blaue Hintergrund ist in die Vierfarbenanforderung eingebunden ist (Farbsand, Pins und Faden auf Leichtstoffplatte und Malkarton, 40 x 40 cm).
In obigen Bild wurde als Beispiel für die Flächenfärbung das Eternity-Puzzle verwendet, das der Engländer Christopher Monckton 1999 entwickelte. Für die erste Einsendung einer richtigen Lösung hatte er ein Preisgeld von 1 Million Pfund (damals ca. 3,4 Millionen DM) ausgeschrieben. Das Puzzle besteht aus 209 einfarbigen Teilen, die zu einem regelmäßigen Zwölfeck aneinandergelegt werden sollen. Schematisch bestehen alle Teile aus halbierten, gleich großen, gleichseitigen Dreiecken, von denen etwa 12 Stück je ein Puzzleteil ergeben. Dabei sind alle Teile voneinander verschieden und keins besitzt eine Rotations- oder Spiegelsymmetrie. Im ersten Monat wurde das Puzzle im Vereinigten Königreich das meistverkaufte Spiel aller Zeiten. Mit Hilfe mehrerer Computer fanden die beiden Cambridge-Mathematiker Alex Selby und Oliver Riordan am 15. Mai 2000 als erste eine Lösung, ein knappes Jahr nach Veröffentlichung des Spiels.